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KRAV MAGA LEVEL-TEST AUS SICHT EINES SCHÜLERS

Aktualisiert: 25. Okt. 2021

Während es in klassischen Kampfsportarten Gürtelprüfungen gibt, gibt es beim Krav Maga Level-Tests. Es ist eine intensive Form- und Technik-Überprüfung, in der man seinen eigenen Lernstatus vergegenwärtigen und von dritter Stelle (dem Prüfer) bescheinigen lassen kann. Der zu Testende soll zeigen, dass er das Gelernte unter Stress und Erschöpfung abrufen und anwenden kann. Ich konnte nun zum zweiten Mal beweisen, dass ich den Anforderungen gewachsen war und konnte meine P2 Prüfung bestehen.

Krav Maga Training
Krav Maga Levels

Keine Show – Purer Stress

Es ist ein halbes Jahr her, dass ich die P1 Prüfung bestanden hatte und der Stress fing direkt mit der Anmeldung zum Test an. Verzweifelt wurde im Internet nach dem Curriculum gegoogelt, um eine Ahnung zu haben, welche Techniken abgefragt werden könnten.Google weiß viel, aber nicht alles. Umso hilfreicher, Wenn man einen Trainer hat, der einem das Curriculum zur Verfügung stellt und auch Prüfungsvorbereitungskurse anbietet. Wer meint, dass man mit der Teilnahme am Prüfungsvorbereitungskurs alleine besteht und das reguläre Training sausen lassen kann, täuscht sich. Die Techniken müssen da schon sitzen, es geht in solchen Kursen nur noch um den Feinschliff.

Also kam ich sehr nervös bei der Prüfung an, schließlich wusste ich nicht wirklich was mich erwartete. Wir wurden vom Prüfer eingewiesen uns selbstständig aufzuwärmen und wie danach die Prüfung ablaufen würde: 1. Technikprüfung, 2. Sparring, 3. Fitnesstest.

Die Technikprüfung

Für die Technikprüfung wurden wir mit einem Prüfungspartner zusammengewürfelt. Der Prüfer gab für die jeweiligen Level-Tests (Es wurde sowohl P1, P2, P3 und P5 geprüft) das Thema, grobe Eckpunkte und Erwartungen vor. Er würde nun von 2er Gruppe zu 2er Gruppe gehen und die ganze Technik sehen wolle , gegebenenfalls eine Wiederholung, um eine bessere Bewertung abgeben zu können. Solange der Prüfer eine andere Gruppe prüft, hat man die Möglichkeit zu üben ‒ dies sollte man auch nutzen! Denn sobald der Prüfer mit Blatt und Stift da steht, wird Leistung verlangt, ohne Ausreden. Auch der aufgebaute Prüfungstress gehörte zu den gewollten Hürden, die überwunden werden mussten. Nach ca. 120 Minuten waren alle benötigten Techniken geprüft und als Getesteter merkte man, dass dieser erste Teil schon mächtig an die Kondition ging.

Das Sparring

Nach einer kurzen Pause begannen mehrere Runden Sparring, mit verschiedenen „Regeln“. Von reinem Bodenkampf bis hin zum komplett offenem Sparring ist alles dabei. Ziel ist es zu zeigen, dass man die gelernten Techniken auch praktisch in einer Stresssituation (die Kampfsituation) anwenden kann und nicht nur theoretisch beherrscht. zudem soll dem Prüfer bewiesen werden, welchen Kampfgeist man hat und dass man sich nicht nur in seiner Deckung versteckt. Nach gefühlten Stunden des Sparrings (in Wirklichkeit waren es etwa 30 Minuten), waren die Prüflinge für P1 fertig. Für die höheren Levels ging es je nach Level mit dem Sparring weiter, während die anderen Prüflinge dabei zuschauen konnten. Diesmal war ich nicht in der Gruppe dabei, die erschöpft zuschauen durfte, sondern musste ins Multiple-Attacker Sparring, bei dem ich zeigen musste, dass ich mich auch gegen zwei Angreifer gleichzeitig zur Wehr setzen kann. Nachdem dieses Sparring für mich fertig war, konnte ich den P3 Prüflingen dabei zuschauen, wie diese sich gegen 4 Angreifer schlugen.

Fitnesstest

Wer sich nun beim Sparring völlig verausgabt hatte (was so ziemlich jeder tat), durfte sich nun über den Fitnesstest freuen. Dabei lässt sich der Prüfer gerne etwas einfallen, was den Prüfling an seine Belastungsgrenzen bringt. Beim ersten Level-Test bestand dieser Teil für P1 Prüflinge aus 50 Liegestützen, 50 Sit-Ups und 50 Burpees. Für P2 waren es respektive 60 und so steigerte es sich weiter. Diesmal war es jedoch anders. Pyramediale Sprawl und Schlagkombination (Schattenboxen)- In der ersten Runde wird ein Sprawl und ein Schlag durchgeführt, in der zweiten Runde zwei Sprawls und zwei Schläge, in der dritten Runde drei Sprawls und drei Schläge usw. Ist man in der zehnten Runde und bei zehn Sprawls und Schlägen angekommen, werden die Runden wieder rückwärts runter gezählt, bis man wieder bei einem Sprawl und einem Schlag angekommen ist. Aufgebaut wie bei einer Pyramide also, steigt zunächst die Anzahl proportional zur Runde, dann fällt die Intensität wieder ab. Die Mathe-Genies haben das Ergebnis sicher schon erkannt: Im Ergebnis bedeutet das dann insgesamt 100 Sprawls und Schläge! So schon schwer genug, aber dann kommt noch die zeitliche Komponente ins Spiel. Für das alles hat man nur 10 Minuten Zeit. Wirklich heftige Anforderungen!

Das Testergebnis

Bis einem klar geworden war, dass man pro Minute 10 Sprawls und Schläge gemacht hatte (was den stechenden Schmerz in Oberschenkel, Arme und Lunge erklärte), kam der Tester zurück, , um die Testergebnisse zu verkünden. Es ist ein tolles Gefühl zu erfahren, dass man den Test erfolgreich bestanden hat. Man ist stolz, in der Lage gewesen zu sein, die geforderten Techniken zu zeigen, im entkräftenden Sparring zu bestehen und den Fitnesstest (das war 1 Sprawl und Schlag alle 6 Sekunden!) bewältigt zu haben.

Mit schmerzenden Beinen bin ich nach Hause gekommen. Ich wurde dann gefragt, ob sich die Schmerzen gelohnt haben. „Ja klar“, war meine Antwort. Ob die Schmerzen nur wegen dem positiven Ergebnis der bestandenen Prüfung es Wert waren? Nein, das Ergebnis ist eigentlich vollkommen egal! Für mich die wichtigste Lektion aus dem Level-Test: „Never a failure, always a lesson.“

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